EMPFANG
Projekt einer internationalen wissenschaftlichen Kooperation
zwischen den Universitäten Lille und München
Volkssprache und volkssprachige Kulturen im Europa der Renaissance.
Die Anfänge der Nationalsprachen: vergleichende Studie
Montag, den 10.03.08 (9Uhr30-18Uhr)
Universität Lille 3, Haus der Forschung, Zimmer 019
Organisation : Jan-Dirk Müller (LMU) et Elsa Kammerer (Lille 3)
Kontakt und Anmeldung : amandine.briffaut@univ-lille3
Die französische Forschung zum 16. Jahrhundert und die deutsche Frühneuzeitforschung – beide ebenso traditionsreich wie in ihren institutionellen Voraussetzungen unterschiedlich – haben wenig Gelegenheit zu wechselseitigem Austausch, wenn auch die großen Forschungszentren zum 16. Jahrhundert (CESR in Tour und Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel v.a.) solchen Austausch fördern. Zwei gelungene cotutelles stehen am Anfang des hier vorgestellten Projekts einer wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der Universität Lille 3 (Maison des Sciences de l’Homme du Nord-Pas du Calais et équipe d’accueil ALITHILA) und dem Sonderforschungsbereich 573 der Ludwig-Maximilian-Universität in München.
Im Rahmen der gegenwärtigen Debatten über das kulturelle Gesicht Europas und über die Bedeutung der Sprachen als Basis einer Zivilisation planen wir ein zentrales Problem der europäischen Kulturgeschichte zu bearbeiten: Die Anfänge der Volkssprachen als elaborierte Kultursprachen und Sprachen der Wissenschaft, d.h. als Grundlage der kulturellen Konfigurationen, die inzwischen Anspruch auf allgemeine Geltung haben. Anstelle einer teleologischen Perspektive, die das Studium einer Einzelsprache ins Zentrum rücken würde, weil sie tatsächlich die Sprache der Leitkultur geworden ist, geht es darum Alternativen zu erforschen, wie sie andere Sprachen darstellen, die sich zur gleichen Zeit entwickeln, die zwischen dem 14. Jahrhundert (Anfang der italienischen Renaissance) und dem Anfang des 17. Jahrhunderts (den ‚Renaissancen’ in Deutschland und Holland) zu Hochsprachen ausgebildet werden und beanspruchen, für alle Sprachregister zur Verfügung zu stehen.
Die institutionellen Voraussetzungen des Projektes begünstigen einen Vergleich zwischen Frankreich und Deutschland. Doch versteht sich von selbst, dass die Konstellationen in diesen beiden Ländern nicht verstanden werden können, ohne dass man sie auf den breiteren europäischen Kontext bezieht. Deshalb soll ein Workshop am Montag, dem 10. März 2008, der an der Universität Lille stattfinden soll, als erstes sich um eine Skizze der unterschiedlichen sprachlichen Verhältnisse in der italienischen, der französischen, der spanischen, der deutschen, der schweizerischen und der niederländischen Renaissance bemühen, sowie die unterschiedlichen sprach- und literaturgeschichtlichen Traditionen in diesen Ländern diskutieren. Diese notwendigerweise vorläufige Vorklärung gestattet es, die fünf französischen und deutschen Fallstudien, über die dann gesprochen werden soll, besser einzuschätzen und mit anderen europäischen Verhältnissen zu konfrontieren. Ein zweites Seminar, das im Herbst 2008 in München stattfinden wird, soll den Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich vertiefen und die Fallstudien auf Spanien, Italien, die Schweiz und die Niederlande ausdehnen. Dabei sollen die Hauptgesichtspunkte der gemeinsam geplanten Forschungsarbeit festgelegt, Bilanz gezogen und die Vorgehensweise für eine längerfristige Zusammenarbeit bestimmt werden. Diese soll der Gegenstand eines Forschungsprojektes (2009-2012) sein, dessen Finanzierung wir bei der Agence Nationale de la Recherche und der Deutschen Forschungsgemeinschaft beantragen wollen. Gegebenenfalls müsste das Projekt im Januar 2009 abgeschlossen werden.